Share
Influencer

Influencer

Influencer

Influencer – und solche, die es gerne werden möchten…

Man liest fast täglich von so genannten “Influencern” aber was ist ein “Influencer” eigentlich?
Wikipedia schreibt dazu:

Als Influencer (von engl. to influence: beeinflussen) werden Personen bezeichnet, die aufgrund ihrer starken Präsenz und ihres hohen Ansehens in einem oder mehreren sozialen Netzwerken für Werbung und Vermarktung in Frage kommen.

Gut, das sind also sozusagen die Rockstars von Facebook und Co. Nur mit dem Unterschied, dass die Rockstars von damals – wir reden hier von The Rolling Stones, Deep Purple, Bee Gees, Abba, Elvis, Queen, Michael Jackson, Beatles und so weiter – die mussten Jahrelang ein Instrument lernen, dann mit der Band bekannt werden und sogar noch gute Musik machen. Heute läuft das anders: Wenn ich auf einer Sozialen Plattform unter 100’000 Follower habe, gelte ich bereits als Mikro-Influencer. Diese Zahl wird natürlich gerne nach unten korrigiert, wenn es darum geht, seine Funktion als Influencer zu legitimieren – besonders in der Anfangszeit. Da kann es dann gut sein, dass man sich mit grad mal 50’000 Followern als Influencer bezeichnet…

Aber was machen denn diese Influencer genau? Gute Frage. Man kann davon ausgehen, dass die meisten Influencer nur eine grosse Show machen und sich gerne in den Mittelpunkt stellen. Funktioniert natürlich nur, wenn man Follower hat, die einem das durchgehen lassen. Ich erinnere mich noch gut daran, wie mir jemand vor Jahren mal gesagt hat, dass er bei Facebook über 15’000 Freunde hätte. Klar, “Freunde” waren das natürlich nur im Sinne von Facebook und nicht im realen Leben. Ich gehe davon aus, dass diese Person im realen Leben nicht mehr als eine Handvoll “Freunde” hat und noch ein paar Duzend Kollegen und vielleicht noch 200-300 Bekannte. Fraglich ist nun, woher diese 15’000 Freunde kommen. Vermutlich hat er sich einfach durch die Freundeslisten seiner Freunde durchgeklickt und hat alle angefragt, ein Grossteil derer hat die Freundschaftsanfrage angenommen. Soweit so gut. Kennen tut ihn also nur ein Bruchteil davon. War damals bei Facebook so. Ist heute bei den Influencern egal. Denen ist es total egal, ob Sie einen persönlichen Bezug zu den Followern haben oder nicht. Hauptsache die Anzahl der Follower steigt täglich. Schliesslich bekommen Sie dafür von ihren Werbepartnern in der Regel die Produkte kostenlos.

Ein Influencer ist also jemand, der eine Menge “Zuhörer” oder “Zuschauer” hat, welche seine/Ihre Botschaft verfolgen. In diesem Sinne wäre Jesus ein Super-Influencer gewesen oder ist es immer noch. Es ist also nicht zwingend nötig, dass sich das ganze Online abspielt, sondern wie gross die Anhängerschaft ist.

Ich für meinen Teil kann mich mit meinen Zahlen an Followern in den Sozialen Medien nicht grad brüsten, verstecken muss ich mich allerdings auch nicht. Ich bin auch nicht überall gleichermassen aktiv. Facebook zum Beispiel ist für mich nur noch ein Instrument für die Klassenzusammenkunft. Mehr nicht. LinkedIN ist bei mir stärker als Xing, wobei ich immer noch ein grosser Fan von den Gruppen in Xing bin und deren Events. Instagram und Twitter mag ich sehr, vor allem weil ich da mit wenig Aufwand was machen kann. Der Blog hier benötigt am meisten Zeit, da ich mir hier ein Thema überlegen muss, den Text dazu zusammenstellen und auch noch passende Bilder organisieren oder machen muss. Aber für mich reicht es soweit. Verdienen tu ich damit ja nichts und kostenlose Produkte hat mir auch noch keiner angeboten – auch wenn ich nicht abgeneigt wäre und die Produkte (sofern die Produkte mehr oder weniger zu mir passen) auch testen und “präsentieren” würde.

So nun aber zum eigentlichen “Problem” der Influencer:
Einfach ein Foto mit dem Produkt zu machen und es dann in die Sozialen Kanäle reinjagen reicht nicht. Sollte man meinen. Es gibt leider unzählige Beispiele, die genau das zeigen. Grottenschlechte Photoshop-Fails, wo man auf den ersten Blick sieht, dass es ein Fake ist. Klar, auch schlechte Werbung ist Werbung. Trotzdem finde ich es erstens mehr als peinlich, wenn man sich einerseits “Influencer” schimpft und die Produkte mittels Photoshop in ein bestehendes Foto reinmontiert / ergänzt und andererseits verarschen die ja auch die Hersteller der Produkte. Dazu kommt, dass man sich oftmals genau gar keine Gedanken macht, ob das Produkt zur Situation passt. Oft stimmt die Perspektive nicht, das Produkt wird plump neben ein anderes (zum Beispiel eine Armbanduhr neben einen Teller im Restaurant) gelegt, … Hier sei ein Beitrag von Watson erwähnt, welcher auf solche Influencer-Fails aufmerksam macht. Ich finde es einfach schade, dass man sich hier nicht die Mühe macht und ein vernünftiges Product Placement verfolgt. Es wird einfach hübsch in die Kamera gelächelt und macht sich um das drum herum keine Gedanken.

Passend dazu ein weiterer Artikel von Watson.ch: Influencerin legt sich mit Hotellier an

Spannenderweise haben viele Mikro-Influencer eine gehörige Portion Selbstvertrauen – was natürlich auch benötigt wird – welches aber dann schnell auch zum Verhängnis werden kann. Man sollte meinen, dass der Job als Influencer “easy going” ist. Aber da muss ich die Kids – die mal Influencer werden wollen, wenn Sie gross sind – leider enttäuschen: Der Job als Influencer ist hart. Ja, ich weiss. Der Weber ist kein Influencer – woher soll ich denn das wissen? Nun ich weiss, was es heisst, eine Website zu unterhalten. Ich weiss auch wie es ist, wenn man 20 Websites unterhält und sich auch noch um Social Media-Kanäle kümmern muss. Es ist aber auch aus dem Grund hart, weil man täglich seine Posts machen muss. Täglich. Auch am Wochenende und in den Ferien. Auch wenn man keine Lust dazu hat oder Krank ist. Das heisst, man muss sich ein Beitragsthema “zurecht legen”, seinen Senf dazu zusammensuchen, dann den Beitrag machen. Je nach dem macht das mehr oder weniger Aufwand. Bei einem Blog braucht man grad mal ein Beitragsbild und entsprechend Text. Aber Achtung: Der Text muss inhaltlich und orthografisch korrekt sein. Ich kann es hier nur wiederholen: Man muss sich verständigen können. Wenn man der Rechtschreibung nicht mächtig ist und man bei einem Vlog jeden Satz mit “ähm” beginnt, wird es wohl eher schwierig.

Man muss sich auch über die aktuelle Rechtslage im klaren sein und wissen, was man darf/soll und was nicht. In der heutigen Zeit kommt man mit “habe ich nicht gewusst” nicht mehr weit und ein Shitstorm ist im schlimmsten Fall auch nicht weit entfernt. Hier braucht man nicht weit zu suchen: Logan Paul war in China in einem Wald, wo es sehr viele Selbstmorde gibt (Wikipedia: Aokigahara) und hat sich darüber Lustig gemacht (ja, einen Leichnam hat er ebenfalls gefilmt). Wie schon gesagt, der Shitstorm ist nie weit weg und dieser kann die Karriere sehr schnell beenden.

Schlussendlich läuft es darauf hinaus, dass man als Influencer immer am Ball sein muss und nicht einfach was bestehendes kopieren kann. dazu kommt noch, dass man von heute auf morgen plötzlich ohne “Job” dastehen kann. Weiters muss man sich der Scheinwelt bewusst sein und sich auch laufend mit der aktuellen Gesetzeslage auseinandersetzen. Was macht man zum Beispiel, wenn man zwar einen tollen Kanal hat, alles tip top aufbereitet, aber keinen Interessiert das Thema? Oder was, wenn man keine Ahnung von der Materie hat und trotzdem seinen “Senf” dazu geben will? Was, wenn man einfach nicht authentisch rüberkommt? Etc.
Es ist auch absolut wichtig, dass man sich mit den verschiedenen Technologien / Algorithmen auskennt – schliesslich will man ja das maximum auf seinem Kanal rausholen. (Beispiel: weniger als 5 Uploads / Videos pro Woche wertet Youtube als “nicht relevant”) – dazu kommt auch, dass man sich mit Bildbearbeitung, Video- und Tonschnitt, Texten (setzt natürlich eine eloquente und fehlerfreie Schreibweise voraus) und auch Medienrecht auseinandersetzen muss (je nach Kanal). Da steckt mehr dahinter als nur mit dem Handy ein paar Fotos knipsen und auf Instagram veröffentlichen.

Viele vergessen auch, dass man erst mal was leisten muss, bevor man sich “Influencer” nennen kann (abgesehen davon, dass man erst ab einer gewissen Menge an Followern offiziell als Influencer gilt). Hier heisst es, erst mal interessante Inhalte generieren, die entsprechend Anklang finden. Ergo: Man muss die Disziplin haben, es durchzuziehen – und das nicht nur eine oder zwei Wochen lang, sondern dauerhauft. Spätestens wenn die ersten paar Wochenenden für diese Idee drauf gehen, wird einem bewusst, dass es nicht ein Traumjob ist, sondern harte Arbeit dahinter steckt.

Was ich nicht verstehen kann: Es gibt jetzt Lehrgänge zum Digital Influencer. Wie schon anfangs erwähnt: Ein Influencer ist jemand, der/die eine “Gefolgschaft” von 100’000 Followern und mehr hat. Da kann ich mich noch lange “Influencer” nennen – wenn ich die Follower nicht zusammen habe, bin ich schlicht und einfach nicht relevant. Da nützt mich auch der Titel “Digital Influencer” nichts. Denn wenn ich zig tausende Follower habe, werde ich diesen Lehrgang nicht machen und wenn ich den Lehrgang mache, heisst das nicht, dass ich automatisch die zig tausend Follower bekomme (ausser ich kaufe mir die Follower – aber das ist ein anderes Thema).

Hier gehts zum Watson-Artikel: Influencer-Lehrgang

 

 

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn Sie diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwenden oder auf "Akzeptieren" klicken, erklären Sie sich damit einverstanden.

Schliessen